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Literatur

Mit dem Terra nova Preis wird 2023 erstmals ein Buch ausgezeichnet, das der Stiftungsrat aus den Werken ausgewählt hat, die von den für die vier Schweizer Landessprachen zuständigen Jurys nominiert wurden. Der Terra nova Preis der Schweizerischen Schillerstiftung ist somit der Schweizer Literaturpreis, der diesen Namen verdient: Er wird in Kenntnis des literarischen Schaffens in der ganzen, mehrsprachigen Schweiz für ein Erstlingswerk verliehen.

Der mit 5’000. – CHF dotierte Preis kann an Autorinnen oder Autoren gehen, die die Schweizer Nationalität besitzen oder mindestens seit fünf Jahren in der Schweiz leben. Es gilt keine Altersbegrenzung.

Im Selbstverlag publizierte Werke können nicht berücksichtigt werden.

 

Fanny Desarzens

Galel

Genève : Éditions Slatkine, 2022

Jurybegründung:

Fanny Desarzens erzählt eine unscheinbare Geschichte. Es passiert fast nichts. Es geht um eine Freundschaft, so elementar wie ein Geröllfeld, das ins Rutschen kommen kann oder nicht, eine Freundschaft zwischen drei Männern, die ihr Leben der Liebe zu den Bergen widmen. Die Sprache ist genau abgestimmt auf die Ungerührtheit der Steine, ist sachlich und karg, und lässt uns die die Schönheit des Felsens, der Elemente spüren, eine ruhige, bedrohliche Schönheit abseits der Menschenwelt. Die Schnörkellosigkeit der Sprache ist abgestimmt auf die Einfachheit der Beziehung der drei Männer und die ruhigen Farben der Landschaft. Mit Meisterschaft lenkt die Autorin den Ablauf der Erzählung. Mit jedem Auftritt einer der drei Figuren stellt sich eine ganze leichte Spannung ein zwischen dem, was sie miteinander verbindet und dem, was unausgesprochen ihr Leben bestimmt, wenn sie alleine sind, allein, in der «Stadt», im Winter, in der Kälte, in einer Art Winterschlaf. Paul, Jonas und der heiterste der drei, Galel, durchmessen die Berge wie man die Zeit durchmisst. So wie die winzigen Reflexe von diesem Grossen, Unbeteiligten, Bedrohlichen, an dessen Schönheit man sich verliert: der Berg.

Fanny Desarzens lebt in Lausanne. Sie machte einen Bachelor in bildender Kunst an der Genfer Haute école d’art et de design. Beim Schaffen von Bildern begreift sie, dass die Sprache für sie dafür das geeignetere Mittel ist. Sie nimmt die Sprache in die Hand, knetet die Wörter, keltert deren Essenz. Sie geht mit der Sprache um wie eine Handwerkerin, erspürt Textur und Klang als Werkstoff und Werkzeug, um ihre einfachen Geschichten zu formen und Unfassbares doch fassbar zu machen.

 

Valentin Kolly et Fanny Desarzens – Remise du prix du 19 octobre 2023 à la Galerie C, Neuchâtel

 

Für den Preis nominiert waren ausserdem:

Jachen Andri: be cun rispli, Turich, editionmevinapuorger, 2022 (rätoromanisch).

Peter Gisi: Mutters Krieg. Roman, Basel, Lenos Verlag, 2022 (deutsch).

Sara Rossi Guidicelli: Voi che avete visto il mare. La mia famiglia, il Sessantotto e altri ideali, Bellinzona, iet, 2022 (italienisch).